Glauben Sie, dies ist ein guter Zeitpunkt,
um ein Buch zu veröffentlichen, in dem beide Seiten aufgefordert werden, für den Frieden
zu arbeiten? Ja, auf jeden Fall. Es kann
keinen besseren Augenblick für solch ein Buch geben. Allerdings wünsche ich,
dass alle
Probleme gelöst wären und es Frieden dort drüben gäbe. das wäre ein noch besserer
Augenblick.
Wann sind Sie nach 1966/67 wieder in Palästina/Israel
gewesen?
Sehr oft. Meine Großmutter starb mit 106, vor sieben
Jahren. Wir waren dort so oft es ging, um bei ihr zu sein. Ich reiste auch einmal zu einem
Poetenfestival, das von Mishkenot Sha´anianim gefördert wurde. Ein anderes Mal reiste
ich mit meinem Sohn, damit er seine Urgroßmutter kennen lernte.
Welchen Eindruck haben die Menschen auf Sie gemacht?
Die größten Helden sind die, die unter schwierigen
Bedingungen ein ehrenhaftes, einfaches Leben führen. Dieses Gefühl hatte ich immer unter
den Palästinensern.
Die Juden, die ich traf, waren zum größten Teil dem Zusammenleben, der
freiheitlichen Kooperation verpflichtet, sehr menschliche, intelligente, engagierte Leute,
auch sie. Mit den fanatischen Hardlinern hatte ich nichts zu tun, wie Sie sich vorstellen
können.
Wollen die Araber, die sie kennen, wirklich das Land
teilen oder werden die Juden für sie immer Fremde in einem fremden Land bleiben?
Nein, keine Fremde, Cousins. Wenn es nur gegenseitigen
Respekt gäbe und Anstand und die gleichen Rechte für alle. Die Unterdrückung von
Arabern, die ich persönlich mitbekommen habe, war enorm und schockierend. Davon steht
fast nie etwas in den Zeitungen.
Miteinander teilen, das war wirklich die große Hoffnung meiner Familie und ihrer
Nachbarn, der Dichter, die ich traf, der Studenten und Lehrer. ... Natürlich wird es
immer schwieriger, den Zorn zu überwinden, bei denen die so brutale verluste erlitten
haben. Ich denke die ganze Zeit an die Familien der Kinder, die in der letzten Woche
getötet wurden. Im Augenblick müsste es sehr schwer für sie sein, Gedanken der
Gemeinsamkeit zu haben. das ist die größte Tragödie bei den Zyklen der Gewalt.
Haben Sie Juden in Israel getroffen und wie kamen sie
mit einander zurecht?
Ja, ich war bei Dichtern zum Essen, ich habe jüdische
Dichter getroffen. Yehudi Amichai hat mich zum Frühstück in sein haus eingeladen, bei
Shirley Kaufman war ich zum Dinner eingeladen. Ich besuchte Universitäten und traf auf
Studenten, die am wenigsten freundlich waren. Sie schienen leider aus einer Angst heraus
zu reagieren. Amichai fragte mich, wie wir es schaffen könnten, dass die Gemäßigten
unter uns mit lauterer Stimme sprächen. Unglücklicherweise ist dies nicht der Stil der
Gemäßigten. Sie brüllen nicht. Er machte mir ganz eindeutig klar, dass er nie in einem
Haus wohnen würde, dass früher einem Araber gehört hatte. Es war ein bewegendes
Gespräch.
Konnten sie mit amerikanischen Juden über
"Habibi" sprechen?
Ja.
Gab es Besprechungen von jüdischen Journalisten?
Ja.
Wie waren ihre Reaktionen?
Vor allem positiv. Die allerbeste Besprechung war von
Marvin Hoffman, im Houston Chronicle. Er schrieb: "Selten war dieser Konflikte Thema
von Literatur, vor allem nicht der Jugendliteratur, Naomi Shihab Nye hat einen großen
Schritt gemacht, um diese Lücke zu füllen,. Habibi ist das Werk einer Dichterin, nicht
das einer Propagandistin. Schon der Titel, ein arabischer Begriff voller Zärtlichkeit,
der Eingang in der hebräischen Umgangssprache gefunden hat, verspricht eine Vision einer
sanfteren Welt, in der Küsse selbstverständlich sind, und Gewehrschüsse nicht.. Mit den
Worten des großen jüdischen Philosophen, Tewje der Milchmann, ´Aus ihrem Mund in Gottes
Ohr!´
Ihr Buch endet optimistisch. Wie viel von diesem
Optimismus ist nach den Ereignissen der letzten Tage geblieben?
Weniger, aber genug. Die Wahl ist immer die selbe: Es
kann besser werden, es kann schlechter werden. Ich werde immer das erstere wählen, auch
wenn die Zeichen der zeit zeigen, wie schwer das jetzt gerade ist.
Als ich sah, wie die Leute Steine auf andere Menschen
warfen, die beteten, hielt ich das für abscheulich und verrückt. Zwei mal ist das an der
Klagemauer geschehen. Dann sah ich, wie etwas ähnliches bei einer Moschee in Tiberias
geschah. Und jetzt denke ich, daß beide Seiten ihren Teil an verantwortungslosen
Verrückten haben. Können Sie diese Meinung teilen?
Absolut. Ich stimme ihnen vollkommen zu. Fanatismus und
Fundamentalismus haben in der heutigen Welt keinen Platz. Wahrscheinlich hatten sie zu
keiner zeit einen Platz in der Welt. Sie führen nur zu Trauer, egal, um wen es geht.
Niemand kann da ausgeschlossen werden. So wie alle Leute ihre Helden haben, die für
Freundlichkeit, Fürsorge, Miteinbeziehen stehen. Ich bin eine entschiedene Befürworterin
jener Samen des Friedens, die seit Jahren arabische und jüdische Jugendliche seit vielen
Jahren sähen. Dies sind die Menschen, die uns alle retten können. Separatistische
Geister führen nur in den Untergang.
Nun ein paar weniger politische Fragen. Was ist mit einem
zweiten Roman?
Ich arbeite hart aber langsam an einem zweiten Roman,
der hier in Texas spielt.
Wie wichtig ist ihnen die poetische Qualität bei einem
erzählenden Text?
Sehr
Sind sie eine Poetin, die einen Roman geschrieben hat?
Ich hoffe doch.
Ich habe gelesen, dass ein teil ihrer Familie aus
Deutschland und der Schweiz kommt. Sind sie schon mal in Deutschland gewesen?
Ja, ich habe Deutschland besucht, bin überall im Land
mit dem Wagen herumgefahren, und fand es ganz toll. Es ist ein Land voller Leben,
wunderbar und faszinierend. Als wir dort waren, wollte ich, dass wir einige Zeit da leben
könnten, ich wollte nicht wieder abreisen.
Sprechen oder verstehen sie Deutsch?
Ich habe Deutsch an der High School in Texas gelernt.,
aber ich könnte nicht sagen, dass ich es spreche. Vor vielen Jahre habe ich deutsche
Gedichte auswendig gelernt und schätze diese Erfahrung sehr. Ich bin nicht sehr gut mit
Sprachen. |