Hintergrund

James Ricks Elf Monate in Bunbury

James Ricks kennt, worüber er schreibt: Harte Arbeit, wilde Schlägereien, wüste Saufgelage. Er beschreibt eine ungebrochene Welt der proletarischen Unmittelbarkeit. Und im Zentrum seiner Geschichte steht die berührende Liebe von Verlene und Nelson.

»... und ich hatte noch viel mehr zu sagen«

Ein Brief von James Ricks aus Perth, West Australia:

Liebe Uschi,
es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, bis ich antworte. Ich bin gerade aus dem Urlaub zurückgekommen und konnte mir erst gestern ansehen, was ihr geschickt habt. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.
Ich habe zwei Fotos mitgeschickt. In deinem Brief schreibst du, ihr wollt kein Foto, wie es zu einem Führerschein paßt. Das erste Foto, daß ihr sehen werdet, zeigt, wie ich eine obszöne Geste mit der Hand mache. Ich finde diese Foto ganz unterhaltsam.
Ich hoffe, euch geht es genauso. Ich habe ein zweites Foto dazugelegt.
Ich wurde 1975 im Bunbury Regional Hospital geboren. Aufgewachsen bin ich in einer kleinen ländlichen Stadt am Rand von Bunbury in der Südwest-Region von Australien. Zur High School ging ich in Bunbury bis ich siebzehn war. Meine Noten waren damals nicht gut genug für die Universität, deshalb arbeitete ich in einem Sägewerk. Ich haßte das.
Nach sechs Monaten kündigte ich und tat nichts im nächsten halben Jahr.
1995 wurde ich in der kleinen Provinzuniversität von Bunbury aufgenommen. Mein Studienfach war Englisch.
Auf der Universität haßte ich auch alles, bis auf den Creative Writing-Kurs. Im Kurs wurde von uns verlangt, daß wir eine Sammlung Kurzerzählungen, eine Sammlung von Gedichten oder die ersten fünfzig Seiten von einem Roman einreichten.
Als ich Seite 50 erreicht hatte, stellte ich fest, daß ich viel mehr zu sagen hatte. Ich machte mit dem Roman weiter, verabschiedete mich aber von der Universität, noch bevor das erste Semester vorüber war.
Ich war noch nicht ganz mit Elf Monate in Bunbury fertig, als mir ein Formular in die Finger kam, mit dem man sich um den Australia/Vogel Award bewerben kann. Ich reichte mein Manuskript ein. Zwei Monate später gab es einen Telefonanruf am frühen Morgen. Ich hatte mich einige Tage zuvor um einen Job bei MacDonald´s beworben und dachte, daß es darum ging.
Dann war aber Sophie Cunningham am Apparat, die Cheflektorin von Allen and Unwin, und sagte mir, daß ich Zweiter beim Australia/Vogel Award geworden sei.
Zwölf Monate später kam das Buch raus, und der Rest ist Geschichte.
Jetzt lebe ich mit drei Freunden in Perth. Wir trinken Bier und waten durch den Abfall. Ich arbeite an einem neuen Roman.
Nochmals vielen Dank für das Interesse an meinem Buch. Ich denke, es ist wunderbar, daß es übersetzt wird.

Liebe Grüße
James

 


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